Veranstaltungs­kalender

Zwischen Widerstand und Lebenshunger
Lesung und Gespräch mit Nikolaus Münster

Der Autor Nikolaus Münster liest aus seinem Buch Das lange Schweigen, in dem er das bewegende Leben seines Vaters Arnold Münster nachzeichnet. Dieser wurde 1935 als Leiter einer kommunistischen Widerstandsgruppe verhaftet und verbrachte acht Jahre in Zuchthäusern unter entwürdigenden Bedingungen. Trotz des erlittenen Unrechts gerät sein Leben später in komplexe Spannungen: Arnold Münster verliebt sich in Lilly Curtius, die bereits ein Kind eines nationalsozialistischen Klinikdirektors hat.
Nach seinem Tod werden Historiker auf seine Rolle im Widerstand aufmerksam. Ein umfangreicher Nachlass öffnet dem Autor einen neuen, oft schmerzhaften Blick auf den Vater und die Familiengeschichte – ein persönliches Panorama deutscher Geschichte zwischen NS-Zeit, Nachkriegsjahren und der Entwicklung der jungen Demokratie. Mit moderiertem Austausch und Diskussion im Anschluss an die Lesung. Die Teilnehmenden vertiefen ihr historisches Wissen über Formen des politischen Widerstands und die Haftbedingungen in der NS-Zeit und lernen zugleich, wie biografische Erzählungen gesellschaftliche Entwicklungen verständlich machen. Sie reflektieren die langfristigen Folgen von Verfolgung, Trauma und familiärem Schweigen und setzen sich damit auseinander, wie frühere Erfahrungen das Leben nachfolgender Generationen prägen. Darüber hinaus gewinnen sie einen Blick für die Bedeutung demokratischer Kultur und für das oft fragile Vertrauen in staatliche Institutionen in der frühen Bundesrepublik. Schließlich entwickeln sie eine erhöhte Sensibilität für Ambivalenzen, Brüche und moralische Spannungen in Lebensgeschichten und erkennen die komplexen Entscheidungen, vor die Menschen in politischen Umbruchzeiten gestellt sind.

Eine Kooperationsveranstaltung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland und der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Hilchenbach. Kostenfrei und ohne Anmeldung

Ev. Kirche Hilchenbach