300 Menschen arbeiten ehrenamtlich
Der »Ausschuss Mitarbeitenden-Begleitung«
Hätten Sie das gedacht? In unserer großen Lukas-Kirchengemeinde gibt es um die 300 ehrenamtlich Mitarbeitende! Von den Verteilerinnen und Verteilern des Gemeindebriefs über diejenigen, die sich in Gruppen und Projekten engagieren (z. B. Kirche Kunterbunt, 5-G-Gottesdienst, Frauen- und Männer-Kreise, Grüne Damen im Sophienheim) bis hin zu besonderen Spezialistinnen und Spezialisten (z. B. für die Erstellung und Pflege der Homepage, für den Aufbau von großen Weihnachtsbäumen oder das Fotografieren bei besonderen Gelegenheiten) – sehr sehr viel Arbeit in unserer Gemeinde wird ehrenamtlich getan. Übrigens auch die Leitung der Gemeinde! Den Vorsitz im Presbyterium hat seit 2022 ein Presbyter*inne, und 17 von 21 Presbyteriumsmitgliedern sind Ehrenamtliche.
Der »Ausschuss Mitarbeitenden-Begleitung« soll die Ehrenamtlichen im Blick haben, sie fördern und ihnen die Wertschätzung der Gemeinde vermitteln. Im Jahr 2024 hat der Ausschuss ein »Ehrenamtskonzept« erarbeitet, das vom Presbyterium beschlossen wurde. In diesem Auszug aus der Präambel sehen wir im Ausschuss unsere Aufgaben gut beschrieben:
Wir wollen wertschätzend und liebevoll miteinander umgehen! In der Lukas-Kirchengemeinde
- gilt ein offenes Verständnis des Ehrenamts: Unabhängig vom zeitlichen Umfang der ehrenamtlichen Tätigkeit gilt jede Art von Mitarbeit als solche …
- bemühen wir uns, eine Hierarchisierung von Ehrenamtlichen zu vermeiden. Mitarbeitende im Leitungsorgan nehmen andere Ehrenamtliche freundlich wahr, z.B. in der gemeinsamen Ausschussarbeit. …
- nehmen wir die sehr unterschiedliche Natur der gemeindlichen Arbeitsbereiche wahr und begleiten die Ehrenamtlichen entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen und Arbeitsweisen …
- werden Konflikte zwischen Ehrenamtlichen oder Ehren- und Hauptamtlichen in gegenseitiger Achtung und Solidarität bearbeitet. Wir wollen aus Konflikten und Fehlern lernen, die Gemeinde weiterbringen und in Liebe beieinanderbleiben.
Zum wertschätzenden Umgang gehört z. B., jedes Jahr ein Mitarbeitenden-Dankfest bzw. einen -Ausflug zu organisieren, sowie ein (einheitliches) Geburtstagsgeschenk, das von den Hauptamtlichen vorbeigebracht oder zugeschickt wird.
Natürlich ist das Ehrenamt in so einer großen Kirchengemeinde sehr vielfältig. Nicht nur, was das zeitliche Maß des Engagements angeht: Es gibt Menschen, die mehrere, sogar viele Stunden pro Woche für »Lukas« aktiv sind. Andere tun einen genau so wichtigen Dienst, indem sie sechs Mal im Jahr den Gemeindebrief in ihrer Nachbarschaft austragen. Auch, was die jeweiligen Inhalte angeht, gibt es eine große Bandbreite: Die einen kennen sich gut mit digitaler Technik aus und kümmern sich z. B. um Social Media. Andere können gut
(vor-)lesen und gestalten als Lektor oder Lektorin den Gottesdienst mit. Dann gibt es solche, die sich um das leibliche Wohl kümmern – sei es beim Kirchkaffee, sei es beim Neujahrsbrunch. Wieder andere haben Muskeln und sind dabei, wenn es etwas Schweres zu bewegen gibt. Und so weiter!
Für unseren Ausschuss ist es eine große Herausforderung, die Liste der Ehrenamtlichen auf dem aktuellen Stand zu halten. Nicht alle Mitarbeitenden geben sich als solche zu erkennen: etwa, wenn sehr oft der Ehemann anstelle der Ehefrau den Gemeindebrief austrägt, uns dies aber nicht mitteilt. Eigentlich müsste auch er als Ehrenamtlicher geführt werden. Manche pausieren auch mal eine Weile in der Mitarbeit und steigen Jahre später wieder ein. Wir bemühen uns um eine gute Buchführung, sie gelingt aber nicht immer.
Zu den Aufgaben des Ausschusses gehören weiterhin die Fortbildung von Ehrenamtlichen – d.h. die Organisation z. B. von Lektoren-Schulungen oder die Vermittlung in Fortbildungen in Kirchenkreis und Landeskirche, sowie die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher. Das letztere ist in manchen Fällen ganz leicht. Menschen mit besonderen Begabungen bieten sich zur Mitarbeit an und werden gerne schnell »eingespannt«. Besonders erfreulich ist hier das Engagement der »Teamer und Teamerinnen« in der Jugendarbeit: Sie sind nach ihrer Konfirmation dabeigeblieben, im (Konfi-) Sommercamp zu Trainees herangewachsen und arbeiten jetzt mit viel eigener Verantwortung dort mit.
Zugleich ist festzustellen, dass bei den Erwachsenen die Bereitschaft zu verlässlichem, dauerhaftem Engagement zurückgegangen ist, insbesondere in der Leitungsverantwortung. So sind derzeit drei Plätze im Presbyterium nicht besetzt. Das mag mit der starken beruflichen und familiären Belastung der mittleren Generation zusammenhängen. Aber auch übergemeindliche Problemthemen wie der Umgang mit Missbrauchsfällen oder der Rückgang der Finanzmittel lässt Menschen vor der Verantwortung zurückscheuen. Auch gibt es Menschen, die zwar bereit sind, sich in ihrem eigenen Wohngebiet zu engagieren – wenn sich die Kirche aber aus finanziellen Gründen eben aus diesem Wohngebiet zurückziehen muss, etwa durch das Schließen einer Kirche oder eines Gemeindehauses (so zuletzt geschehen am Lindenberg und am Fischbacherberg), dann sinkt die Bereitschaft zur Mitarbeit entsprechend. Dies ist ein Problem, das in den kommenden Jahren noch zunehmen wird. Denn mit geringer werdenden Kirchensteuereinnahmen werden in Zukunft ja auch weniger Hauptamtliche zur Verfügung stehen. Damit steigt die Zahl der Aufgaben, die in Zukunft ehrenamtlich durchgeführt werden müssten, während die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Mitarbeit sinkt. Wird sich hier das Blatt wenden, wenn die »Babyboomer« in Rente gehen und damit Zeit haben, sich ehrenamtlich einzubringen?
Die Herausforderungen für unsere Kirche und damit auch für den »Ausschuss Mitarbeitendenbegleitung« sind groß. Hoffen wir auf den Segen Gottes, der seine Gemeinde und damit auch uns weiterhin tragen wird.
Annegret Mayr